Joe Weißbacher:
Trinkgeld sollte steuer- und abgabenfrei sein, meint der Tiroler Friseurunternehmer Joe Weißbacher. Er plädiert zudem für einen ermäßigten Mehrwertsteuersatzes und niedrigere Lohnnebenkosten.
Ein Kommentar von Joe Weißbacher, Inhaber chaoshairconcept
Trinkgeld soll abgabenfrei sein
„Die aktuelle Diskussion rund um die Trinkgeldpauschale im Tourismus ist ein wichtiger Impuls – doch sie greift zu kurz. Denn während dort eine neue Regelung verhandelt wurde, gilt im Friseurhandwerk bereits seit 2008 eine ►transparente Trinkgeldpauschale, welche SV-abgabepflichtig ist. Zudem ist der geltende Pauschalbetrag in unserer Branche seit Jahren höher als der diskutierte Wert für die Gastronomie.
In unserem Unternehmen behandeln wir Trinkgeld seit jeher gesetzeskonform pauschal. Auch Kartenzahlung ist bei uns möglich – die Gebühren dafür tragen wir als Betrieb, damit 100 % beim Team ankommen. Doch wir sind überzeugt: Trinkgeld sollte abgabenfrei sein – so wie in vielen anderen Ländern. Es handelt sich um eine freiwillige Leistung der Kundschaft als direkte Anerkennung der persönlichen Arbeit – nicht um Entgelt im klassischen Sinne.“
So Joe Weißbacher zum Thema Trinkgeld. Doch das ist nicht alles, was den Tiroler mit ca. 160 Mitarbeitenden an insgesamt 12 Standorten in Tirol, Salzburg, Kärnten und Bayern beschäftigt.
Entlastung beim Faktor Arbeit und faire Mehrwertsteuerpolitik
„Gleichzeitig fordern wir dringend eine Entlastung beim Faktor Arbeit, gerade für personalintensive Dienstleistungsbetriebe wie Friseur- oder Kosmetiksalons. Die Lohnnebenkosten sind zu hoch, die Arbeitskräfte fehlen – und die wirtschaftliche Belastung für kleine, qualitätsorientierte Betriebe steigt stetig. Persönliche Dienstleistung kann weder digitalisiert noch skaliert werden.
„Eine konkrete Chance liegt hier in der Nutzung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes, wie er von der EU-Richtlinie ausdrücklich auch für „körpernahe Dienstleistungen“ vorgesehen ist. Irland erhebt auf Friseurleistungen bereits nur 13,5 % und Luxemburg 8 % – während wir noch mit 20 % Umsatzsteuer belastet sind. (imSalon berichtete: ►Umsatzsteuer und Kleinunternehmerregelung im europäischen Vergleich)
Wenn Politik und Öffentlichkeit Wert auf hochwertige, lokale Dienstleistungen legen – dann braucht es jetzt konkrete Schritte: Trinkgeld 100 % abgabenfrei, Lohnnebenkosten für personalintensive Berufe senken, Mehrwertsteuer fair anpassen. Die Menschen in unseren Berufen leisten viel. Es ist Zeit, ihnen die verdiente Anerkennung nicht nur in Worten, sondern auch in Rahmenbedingungen zu zeigen.“
Joe Weißbacher
Über chaoshairconcept:
- 12 Standorte in Österreich und Deutschland
- 160 Mitarbeitende
- Ausbildungsbetrieb
- 10 Lizenznehmer
- langjährige Erfahrung in Ausbildung- & Weiterbildung
Bericht Imsalon.at